Lesenswert: “Ich denke, also bin ich verwirrt”
Christoph Süß, der Moderator der Politik-Satiresendung Quer im BR, der Kaberretist und Berufsironiker ist letztes Jahr nun auch unter die Autoren gegangen. Mit seinem Buch “Ich denke, also bin ich verwirrt – Meine liebsten Welterklärungen” bringt er eine populärwissenschaftlich-satirische und mitunter angenehm ironische Erklärung der Welt – besonders der Philosophiegeschichte. Und das kann er, denn er hat schließlich sein Philosophiestudium an der Ludwig-Maximilians Universität abgebrochen, um die Philosophie den Menschen auf verständlichere Weise näher zu bringen als die ganzen großen Denker: über das Kabarret.
“Ich denke, also bin ich verwirrt” ist ein Streifzug durch die Geschichte der höchsten Geisteswissenschaft: der Philosophie. Süß beginnt im antiken Griechenland bei Parmenides und Platon, Sokrates und Aristoteles und wandert dann durch das Mittelalter in dem Denken “out” und Glauben “in” war, um in der Postmoderne (also im Jetzt) anzugelangen. Dabei kommt er natürlich unter anderem bei Kant, Nietzsche, Heidegger, Marx und bei Freud vorbei. Die Thesen und Weltsichten der großen Philosophen unserer westlichen Geschichte werden dabei aber nicht trocken nachempfunden, deren Thesen nicht logisch aufgebaut und widerlegt sondern pragmatisch und satirisch betrachtet – mit Ausflügen in die Naturwissenschaften zu Galilei, Keppler und Darwin. Ironie kommt natürlich überhaupt nicht vor. Es ist ein todernstes Werk, das einem nie und nimmer zum Schmunzeln bringt – und schon gar nicht zum Lachen. Mit Tod und Leben endet das Buch in der, wie gesagt, Postmoderne, wo der Sinn des Lebens hinterfragt und geklärt wird.
Ich kann das Buch nur herzlichst jedem empfehlen, der sich für Philosophie interessiert, es aber nicht ganz ernst haben muss und für die logischen Darlegungen der Thesen, wenn das denn sein muss, schon die Philosophen selbst lesen kann. Der Humor des Buches ist schon auf den ersten Seiten spürbar und verleitet durch die fantasievollen Erleuterungen der philosophischen Thesen zum ständigen Weiterlesen. Am Ende wirken die 300 Seiten dann doch eher knapp. Wer Christoph Süß aus quer, Süßstoff, oder von Bayern 2 kennt und schätzt, etwas für Philosophie und Welterklärungen übrig hat, der wird an “Ich denke, also bin ich verwirrt” sicher seine Freude haben.
Einmal reinlesen? Oder besser: einmal Vorlesen lassen? Hier, auf zehnseiten.de.